Suchthilfe / Behandlungsmöglichkeiten
In Deutschland gibt es ein flächendeckendes System der Suchtkrankenhilfe. Wer den Weg aus der Sucht einmal begonnen hat, dem steht heute eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Aber genau diese große und unübersichtliche Menge an Therapien erschwert oft den Start. Denn wie und wo soll man anfangen? Zwei Ansprechpartner sollte man aber auf alle Fälle aufsuchen und dort versuchen ehrlich zu sein: Den Hausarzt und eine Suchtberatungsstelle bzw. Suchtselbsthilfegruppe.
Dann stellt sich die Frage: Möchte man während der Therapie zu Hause wohnen und eventuell, wenn man das noch schafft, weiter arbeiten gehen? Oder hält man eine stationäre Therapie in einer Klinik für besser? Auch da sollte man sich beraten lassen. Um eine bestmögliche Behandlung anbieten zu können, arbeiten Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und stationäre Einrichtungen Hand in Hand.
Selbsthilfegruppen
Für viele Suchtkranke und/oder deren Angehörige ist eine Selbsthilfegruppe wie der Suchtgefährdetendienst die erste Anlaufstelle. Kontaktsuchende können hier wertvolle Tipps zu verschiedenen Therapieformen erhalten. In der Selbsthilfegruppe berichten die Teilnehmer/-innen, wie sie ihre Sucht überwunden haben. Die Gruppenbesucher/-innen unterstützen sich auch bei der Bewältigung von Alltagsproblemen. Jedes Mitglied entscheidet selbst, was es während des Gruppenabends anspricht. Vertraulichkeit ist das oberste Gebot. Jederzeit können neue Teilnehmer/-innen einen Gruppenabend besuchen. Die Teilnahme ist kostenlos. Insgesamt gibt es rund 7.500 Selbsthilfegruppen im Suchtbereich, die jährlich von 120.000 Menschen besucht werden. 80 Prozent der suchtkranken Gruppenteilnehmer/-innen leben mit Hilfe der Gruppe dauerhaft abstinent. Etwa ein Drittel der Teilnehmer/-innen von Selbsthilfegruppen schaffen ihren Ausstieg aus der Sucht ohne ambulante oder stationäre Therapie.
Beratungsstellen
Die Mitarbeiter/-innen von Suchtberatungsstellen sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Kontaktsuchende können hier in Einzelgesprächen mit Therapeuten einen Ausweg aus der Abhängigkeit finden. Über eine Beratungsstelle können Anträge für ambulante oder stationäre Therapien gestellt werden.
Ambulante Therapie
Ambulante Therapien werden vor allem von psychosozialen Beratungs- und Behandlungseinrichtungen angeboten. Sie dauern meist zwischen 12 und 18 Monaten. Dabei finden ein- bis zweimal wöchentlich in der Behandlungsstelle therapeutische Gruppen- oder Einzelgespräche statt. Wichtig ist, dass Sie Vertrauen zu Ihrer Therapeutin bzw. zum Therapeuten haben. Wenn das nicht so ist, sinken die Aussichten auf Behandlungserfolg deutlich. In diesem Fall sollten Sie sich nach anderen Hilfeangeboten erkundigen.
Während einer ambulanten Therapie können Sie Ihr gewohntes Leben weiterführen: zu Hause wohnen, bei Ihrer Familie sein und weiterhin zur Arbeit gehen. Zu bedenken ist aber, dass eine solche Therapie viel Kraft kostet. Wer seine Alkoholabhängigkeit überwinden möchte, stellt viele Fragen neu: über die Gründe seiner Alkoholabhängigkeit, seine Lebenssituation und vieles mehr. Zugleich gilt es, die Nüchternheit aufrechtzuerhalten. Wer all das neben seinem normalen Tagesablauf leisten möchte, braucht in der Regel einen festen Wohnsitz, Unterstützung durch Familienangehörige oder andere ihm nahestehende Menschen sowie eine intakte Arbeitssituation. Sind die Lebensumstände eher instabil und ist es in der gewohnten Umgebung nicht möglich, über längere Zeit nüchtern zu bleiben, ist eine stationäre Behandlung zu empfehlen.
Stationäre Therapie
Der Verzicht auf ein Suchtmittel führt häufig zu Entzugserscheinungen, die in schweren Fällen lebensbedrohend sein können. Deshalb sollte die so genannte Entgiftung immer unter ärztlicher Aufsicht stattfinden, am besten in einer speziellen Entgiftungsstation eines Krankenhauses. Der Krankenhausaufenthalt dauert etwa vier bis zehn Tage. Für den qualifizierten Entzug stehen ca. 6.500 Plätze in Kliniken zur Verfügung.
Fachkliniken bieten nach der Entgiftung stationäre Therapien an. In einem Zeitraum von sechs bis 16 Wochen wird intensiv an den Ursachen für das süchtige Verhalten gearbeitet. Die Fachkliniken liegen in der Regel außerhalb der Ballungszentren. Stationäre Therapien werden von Hilfesuchenden bevorzugt, die das Gefühl haben, den Belastungen des Alltags nicht gewachsen zu sein. Fern von den alltäglichen Problemen bietet die Fachklinik einen schützenden Rahmen. Der Rentenversicherungsträger, die Krankenkasse oder das Sozialamt übernehmen die Kosten auch für eine Behandlung in einer Fachklinik. Insgesamt gibt es rund 16.000 stationäre Plätze für die medizinische Rehabilitation von Alkohol- und Medikamentenabhängigen sowie von Abhängigen illegaler Drogen.